Mohr und die Raben von London

Guten Abend Gast. Schön dass Du mal hereinschaust! Einen angenehmen Aufenthalt wünscht das "Bäerli's Treff für Katze, Tier und Hobby"-Team.
  • Ein Klassiker , der neu aufgelegt wurde, den wir früher lesen (mussten)


    heute sehr willkommen, um nochmal nachzuvollziehen, mit anderen Augen zu betrachten:


    MOHR UND DIE RABEN VON LONDON - von Vilmos Korn, Ilse Korn



    Inhalt des Buches:



    London 1856: Karl Marx, von seinen Freunden "Mohr" genannt, lernt den dreizehnjährigen Joe Kling kennen, dessen Familie in erdrückender Armut lebt. Der Junge arbeitet in einer Baumwollspinnerei, zwölf Stunden täglich, auch in Nachtschichten, obwohl das Gesetz Nachtarbeit für Kinder untersagt. Für kleinste Versäumnisse gibt es auch noch Strafabzüge vom Lohn. Dabei sparen die Klingkinder jeden Penny, denn die Mutter erwartet ein Baby - und sie wollen ihr ein Bett schenken. Bruder Billy geht als Anführer der "Rabenbande" seinen eigenen Weg. Er meint auch, Joe über dessen neue Bekanntschaft aufklären zu müssen: "Ein Mann mit Silberknauf am Stock und mit Zylinderhut und allem Drum und Dran … der hat Zaster."


    Dass die Familie des Emigranten Karl Marx mit ihren Kindern von spärlich fließenden Honoraren für Zeitungsartikel lebt, im Pfandhaus ein und aus geht und nur dank der Hilfe von Freunden über die Runden kommt, woher soll er das wissen? Und doch, wenn auch anders, als Billy meint, hilft Marx den Klings. Eines Nachts taucht er mit einem Inspektor in der Spinnerei auf, um das Recht der Kinder durchzusetzen. Doch als kurz darauf die "Rabenbande" einen Diebstahl begeht, den die Unternehmer den Aufsässigen in die Schuhe schieben wollen, scheint alles wieder infrage zu stehen.




    Mohr und die Raben von London

  • Wir gehen in zurück in das 19. Jahrhundert – in das Jahr 1849-1856. Zwar ist es eine fiktive Geschichte, jedoch spiegelt sie das Leben in der damaligen Zeit wider.



    Hier geht es um den Spinnereijungen Joe, der mit seiner Schwester Becky an einer Pferdeomnibus-Station steht und dort zufällig Karl Marx kennenlernt. Ohne ihn wäre auch diese Kutsche weiter gefahren, kommen die beiden aus ärmlichen Verhältnissen, deshalb wollte der erste Fahrer sie mit Reisig und Säcken bepackt, nicht mitnehmen. Mr. Mohr (Karl Marx) erkennt ihre Situation und sorgt dafür, dass die beiden transportiert werden. Dabei kommen sie ins Gespräch und Joe erzählt von seinem Dilemma, pünktlich in der Spinnerei sein zu müssen, damit er keine Strafabzüge bekommt und von der Nachtschichtarbeit der Kinder. Er hat Vertrauen zu dem Herrn gefasst, denn Marx strahlt etwas aus, das er nicht erklären kann. Mr. Mohr verspricht, etwas dagegen zu unternehmen und macht ihm Mut, durchzuhalten.


    Jedoch kommt Joe doch zu spät und die Fabriktore sind zu. In seiner Not steigt er über ein Fenster im Lager ein, um zu seinem Arbeitsplatz zu gelangen. Er wird jedoch gesehen, auch wenn sich im Augenblick noch keiner einen Reim darauf machen kann. Im Laufe der Nachtschicht jedoch bekommt Besuch von hohen Herren, die sich in der Fabrik umsehen wollen. Kurz vorher gab es einen Zwischenfall mit einem Mädchen, das geschwächelt hat, was der Oberaufseher Bell nicht durchgehen ließ. Just in dem Moment kommen die Männer der Delegation und Mr. Mohr ist dabei.


    ...


    Ab da nimmt die Geschichte ihren Lauf. Zunächst eingeschüchtert, will keiner der Kinder reden. Da Marx dabei steht und Joe auffordernd und vertrauensvoll anschaut, vergisst er seine Angst und spricht aus, was schon längst fällig ist, danach stimmen andere Kinder mit ein, was zur Folge hat, dass Bell noch in derselben Nacht versetzt wird. Dummerweise fehlt aber in der Abteilung, die er nun betreuen soll, eine hochwertige Spitze und da die Mutter von Joe dort arbeitet, wird sie beschuldigt – oder ihr Sohn – diese entwendet zu haben. Da erinnert sich auch jemand daran, ihn am Fenster gesehen zu haben, auch wenn es eine andere Uhrzeit war. Für Repressalien spielt das allerdings im Moment keine Rolle. Bell wittert Oberwind und gibt ihnen die Schuld, mit einer Auflage von Geld, dass sie innerhalb einer Frist zu bezahlen hätten und jagt sie aus der Fabrik hinaus.


    Parallel dazu wird über die Bande der Raben erzählt, deren Anführer Billy ist, ein Bruder von Joe, der so wie Robin Hood den Reichen etwas wegnimmt,um es den Armen zukommen zu lassen. Das jedoch kann manchmal schlimme Folgen haben, denn er mit seiner Rabenbande war es, der die Spitze gestohlen und sie verkauft hat. Wollte er der ehemaligen Firma eins auswischen, so ist es nun auf die eigene Familie zurück gefallen. So war das nicht geplant, jedoch ist an eine Schlichtung durch den Friedensrichter nun nicht mehr zu denken. Schlimm ist nun, dass die Kinder lange gespart und bereits für ein Bett angezahlt hatten, dass sie der Mutter schenken wollen, damit sie nicht mehr auf dem Fußboden schlafen muss. Nun scheint alles aus, das Geld reicht nicht mehr, am nächsten Tag, nach dem Lohntag, wollten sie es abholen.


    Währenddessen bekommt die Mutter von Joe und Becky ihr Baby, die beiden wollen zum Händler, treffen auf dem Weg dorthin wiederum auf Mr. Mohr, der sofort erkennt, dass etwas schief gelaufen sein muss.Bestürzt stellt er fest, dass ihnen geholfen werden muss, jedoch erfährt der Leser vorher auch, dass er durchaus kein feiner Mann ist, sondern ebenfalls in Geldnot lebt, trotzdem beschließt er, den Kindern zu helfen, das Bett zu erwerben und lässt für sich einen Schuldschein ausstellen. Überwältigt von dieser Großmut, können Joe und Becky das Bett für die Mutter mitnehmen.


    ..


    Im Laufe der Geschichte, die ich hier unmöglich in Gänze weiter nacherzählen kann, erfährt der aufmerksame Leser von den Nöten und Plänen der Raben, dem Leben der Familie Marx mit Kindern und Baby sowie dem Lenchen, der guten Seele für alle, von den Pfandleihen, die auch sie regelmäßig tätigen, von der Arbeit und Schreiberei zwischen Marx und Engels, dem Freund Karl Liebknecht, den schönen Stunden und Märchenerzählungen von Mohr und Möhme (Karl Marx und seine Frau Jenny), von Robin, ein weiterer Bruder der Familie Kling, der sich auch für die Umwälzung der Politik in den Fabriken interessiert und bei Karl Marx auf offene Ohren stößt, von der Theorie, dass irgendwann alles besser werden wird, aber auch, dass man selbst als Arbeiter etwas dagegen tun kann, wenn man sich zusammen schließt und gute Pläne dafür hat. Davon kann er sogar Billy überzeugen und gemeinsam mit den Raben gelingt es später, einen Streik durchzuführen und die Verhältnisse zu ändern. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.


    ...


    Der Herr Dr. Marx wird dabei als ein Mann beschrieben, der unermüdlich Bücher studiert, allein für das Werk „Das Kapital“ soll er über 1500 Werke in der Bibliothek studiert haben, ein unverbesserlicher Optimist, der nie seinen Humor verliert und dabei selbst oft am Hungertuch nagt. Seine ganze Familie ist in einer Situation im Buch erkrankt und droht von der Grippe immer schwächer zu werden, da greifen die Raben ein und besorgen ihnen Medikamente, nicht aber ohne darauf hingewiesen zu werden, dass er nur das Nötigste nimmt und nicht unredlich sein möchte.


    Laura vertickt im Pfandhaus das hochwertige Tamerlin, das zum Märchen erzählen gehört und eine kleine Spieluhr enthält mit wundervollen Figuren, dies allerdings ohne das Wissen der Familie Marx, was später heraus kommt und zu Verwicklungen führt, weil der Pfandleiher mit einer kleinen List die Kinder gelinkt hat, was wiederum die Raben dazu veranlasst, tätig zu werden.


    Bei dem Streik geht zunächst auch nicht alles glatt, was Turbulenzen und Machenschaften der Fabrikleute nach sich zieht. Jedoch beim zweiten Anlauf und dank eines trojanischen Pferdes, dessen Umsetzung ich hier nicht schreiben werde, gelingt es den Arbeitern mit den Raben, einen Umsturz auf Dauer herbeizuführen. Der Vater von Robin und Co war erst nicht sehr begeistert, hat er doch in den Ahnen seiner Familie schon einige negative Erfahrungen zur Thematik machen müssen.


    In der Familie Marx gibt es jedoch trotzdem ein Todesfall mit Franziska zu beklagen und auch bei Familie Kling hat Dorothys kleiner Körper keine Kraft mehr gehabt. Dennoch schauen die beiden Familien und Wissenschaftler für das Gute positiv in die Welt und am Ende des Buches gibt es einen Einblick, was sich nach 20 Jahren in den Verhältnissen geändert hat.


    ...


    Alles in allem setzt die Geschichte einen großen Einblick in die damaligen Verhältnisse und es wird klar, dass alle Errungenschaften, die wir heute haben, erst erkämpft werden mussten und sich Menschen stark machen mussten, die eigentlich gar nicht die Kraft dazu hatten. Die Botschaft ist weiterhin, dass man sich vorher Wissen aneignen muss, um nicht blindlings loszuschlagen, sondern um eine Strategie zu haben, um erfolgreich zu sein.


    Mit eingeschlossen sind Episoden aus dem Werk „Meister Röckle und der Teufel“, das Mr. Mohr in verschiedenen Teilen des Buches erzählt und angeblich selbst ausgedacht hat, wobei deutlich wird, dass auch der kleine Mann gegen eine Übermacht gewinnen kann. Das Ganze wird von Karl Marx innerhalb der Geschehnisse mit eingeflochten, während er mit den Kindern spricht und von ihnen sehr gut aufgenommen, was zur Folge hat, dass alle zuversichtlich für die Zukunft sind.


    ...


    Ich habe dieses Buch gerne gelesen, ganz anders vom Blickwinkel her als früher, als es Pflichtlektüre in der Schule war. Zudem habe ich mir die DVD dazu bestellt und bin gespannt auf die Verfilmung, die bereits 1969 stattfand.

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